Tage der Demokratie und Toleranz 2010
der Region Zwickau vom 15. bis 25. April 2010



Logo Zu den diesjährigen Tagen der Demokratie und Toleranz hat sich das Zwickauer Hilfe Zentrum (ZHZ), das eine Informations- und Dokumentationsstelle zu den beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts aufbaut, mit fünf Veranstaltungen beteiligt.



Als Auftakt am Vortag zu den Demokratietagen

Ausstellungseröffnung
"Zwangssterilisation und Euthanasie während des Nationalsozialismus"


14. April 2010, 16 Uhr bis 21. Mai 2010
Gedenkentafel Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal
Conrad-Clauß-Str. 11
09337 Hohenstein-Ernstthal


mit einem Fachvortrag von Dr. Edmund Käbisch, Zwickau in Kooperartion mit dem Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal und dem Zwickauer Hilfe Zentrum e.V. (ZHZ)
Verbrechen des NS-Staates - wie Sterilisation und Euthanasie - wurden in Zwickau genauso verübt wie anderswo in Deutschland. Zwickau war keine Ausnahme. Jedoch sechzig Jahre lang wurden sie verdrängt und verheimlicht, bis im Jahr 2004 Religionsschüler des jetzigen Clara-Wieck-Gymnasiums in einem Projekt begannen, nach diese Gräueltaten der Region zu recherchieren und diese zu dokumentieren. Ein Ergebnis des Projektes war die Erstellung dieser Ausstellung. Das Projekt stand unter dem Bibelwort: Tu deinen Mund auf für die Schwachen.


1. Veranstaltung


Ein Symbol der DDR-Friedensbewegung Eröffnung der Ausstellung mit dem Arbeitstitel
"Aufbruch zur Mündigkeit – Zwickauer Akteure der Friedlichen Revolution"


15. April 2010, 10.30 Uhr
Am Sandberggymnasium
Albert-Schweitzer-Ring 77
08112 Wilkau-Haßlau

mit der Komposition von Renate Käbisch "20 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Wiedervereinigung"

Träger: Zwickauer Hilfe Zentrum e.V. (ZHZ), Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (SLpB), Sandberggymnasium, gefördert aus Mitteln des Freistaates Sachsen

In den 1980er Jahren entwickelte sich Zwickau zu einem Zentrum der Opposition und des Widerstandes. Bürger begannen, die existierenden Verhältnisse zu kritisieren und wollten die Gesellschaft zum Besseren verändern. Sie kamen vorerst in Basisgruppen zusammen, die dann später durch den Gedanken des Konziliaren Prozesses gebündelt wurden. Sie setzten sich für die Einhaltung der Menschenrechte ein. Dafür brachten sie viel Mut, Zivilcourage und Fantasie auf. Sie sahen sich als "Kirche von unten". Diese Akteure haben einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der friedlichen Revolution geleistet. Sie wurden zu Protagonisten der Deutschen Wiedervereinigung, die in diesem Jahr den 20. Jahrestag begeht. Das darf nicht vergessen werden, denn zur Zukunft gehört die Erinnerung!


2. Veranstaltung


Zeitzeugenbericht
"Meine Arbeit als Pfarrer mit DDR- Problembürgern – Verantwortung für Mensch und Gesellschaft"


Dom 16. April 2010, 8.00 Uhr
Mittelschule Dr. Theodor Neubauer
Dr. Zische-Str. 1
08107 Kirchberg

und

20. April 2010, 10.30 Uhr
Berufliches Schulzentrum
Schlossstr. 1
08412 Werdau


von Dr. Edmund Käbisch, Zwickau in Kooperation mit dem Zwickauer-Hilfe-Zentrum (ZHZ)und dem Beruflichen Schulzentrum

"Problembürger" wurden die Leute genannt, die nicht dem sozialistischen Menschbild entsprachen. Die DDR-Machthaber haben sie als Außenseiter behandelt. Kirchliche Mitarbeiter haben in Zwickau versucht, für diese Deklassierten dazu sein und sie so anzunehmen, wie sie waren. Sie sollten würdig und nicht diskriminiert als Menschen in der Gesellschaft leben. Dieses Handeln führte dazu, dass SED und Stasi die Mitarbeiter als Feinde ansahen. Sie wurden geheimdienstlich bearbeitet und unterlagen menschenverachtenden Zersetzungsmethoden. Dr. Käbisch wird als Zeitzeuge, der als Mensch und Pfarrer am Zwickauer Dom sich dieser Problembürger annahm, in einem PowerPoint-Vortrag von seiner Arbeit berichten. In der anschließenden Diskussion können die ethischen Werte weiter reifen, dass jeder selbst für Gerechtigkeit, Gleichheit, Frieden und Einhaltung der Menschenrechte verantwortlich ist.


3. Veranstaltung


Seminar im Sandberggymnasium zum Thema
"Zwangssterilisation und Euthanasie während des Nationalsozialismus"


15. April 2010, 10.30 Uhr
Logo Am Sandberggymnasium
Albert-Schweitzer-Ring 77
08112 Wilkau-Haßlau

mit Lisa Ruffert, Anika Schaub und Dr. Edmund Käbisch, Zwickau in Kooperation mit dem Zwickauer-Hilfe-Zentrum (ZHZ), Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) und dem Sandbergymnasium

In der 9. Klasse werden in seminaristischer Form die NS-Verbrechen der Zwangssterilisation und Euthanasie (griech. = der gute Tod, jedoch bei den Nazis: Vernichtung lebensunwerten Lebens) dargestellt und zur Diskussion gestellt. Einmal soll in der Auseinandersetzung mit diesem Thema die Unmenschlichkeit der NS-Ideologie erkannt werden. Die Opfer erhalten ein Gesicht. Andermal soll bei den jungen Menschen die ethische Haltung weiter wachsen, sich dafür einzusetzen, dass Menschen mit Behinderungen und psychischer Erkrankung einen festen Platz in der Gesellschaft erhalten und dass sie sich für Gleichheit, Toleranz, Gerechtigkeit und Einhaltung der Menschenrechte einsetzen.


4. Veranstaltung


Vortrag
"Der Ehrbegriff der Stasi"


Ein Symbol der DDR-Friedensbewegung 21. April 2010, 19.00 Uhr
Zwickauer Hilfe Zentrum e.V. (ZHZ)
Albert-Schweitzer-Ring 75
08112 Wilkau-Haßlau


von Prof. Dr. Christian Bergmann, Zwickau in Kooperation mit dem Zwickauer-Hilfe-Zentrum (ZHZ) und der Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (SLpB)

Im Mittelpunkt des Vortrags stehen zwei Brüder und die Tochter des älteren. Hans Joachim Schädlich war als Spezialist für Phonologie ein angesehener Sprachwissenschaftler in der DDR. 1977 stellte er einen Ausreiseantrag und verlor seine Arbeitsstelle an der Akademie der Wissenschaften. Sein neues Leben in der Bundesrepublik begann er danach als freier Schriftsteller. Als er nach dem Mauerfall Einsicht in seine Stasi-Akte nahm, musste er feststellen, dass er jahrelang von seinem Bruder bespitzelt und ausgeforscht worden war. Karlheinz Schädlich bemühte sich, den Bruder in die DDR zurückzuholen, und bediente sich dazu seiner Nichte als Lockvogel. Im Dezember 2007 erschoss er sich in aller Öffentlichkeit auf einer Parkbank im Herzen von Berlin.
Susanne Schädlich erkannte erst nach dem Tod des Onkels, in welcher Gefahr sie jahrelang geschwebt hatte. Beim Aktenstudium ging sie vor allem der Frage nach, wer den Onkel in seiner "operativen Arbeit" angeleitet hatte. Dabei stieß sie auf eine kollektive Todesanzeige mit der Unterzeichnung "Ehre ihrem Andenken". Eine Auseinandersetzung mit dem Ehrbegriff der Stasi rundet den Vortrag ab.


5. Veranstaltung


Jubiläumsausstellung
"Die Bibel in den beiden Diktaturen des 20. Jahrhunderts" unter der Schirmherrschaft des sächsischen Misterpräsidenten Stanislaw Tillich.


Ein Symbol der DDR-Friedensbewegung 9. Mai 2010, 15 Uhr
Burg Schönfels
08115 Lichtentanne OT Schönfels

Dazu wird die Komposition von Renate Käbisch "20 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Wiedervereinigung" aufgeführt.

Träger: Bibelarbeitskreis, Zwickauer Hilfe Zentrum e.V., Zwickauer Landkreis, Burg Schönfels, Sächsische Landeszentrale für politische Bildung



Dazu wird die Komposition von Renate Käbisch "20 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Wiedervereinigung" aufgeführt. Im Jahr 2002 wurde erstmalig die Ausstellung, die vom Bibelarbeitskreis erstellt wurde, auf der Burg Schönfels gezeigt. Auf den Schautafeln wurde herausgearbeitet, wie Christen in den beiden Diktaturen nach Worten der Bibel lebten. Sie wurden zu einer Art "lebenden Bibeln", die Mut besaßen und Zivilcourage zeigten. Sie setzen sich für die Einhaltung der Menschenrechte ein. Sie wurden zu Vorbildern christlichen Handelns, denen nachgeeifert werden kann. Seitdem konnte die Ausstellung an über 50 Orten Deutschlands gezeigt werden.