Die Texte der Schüler, die zu bestimmten Sachthemen erarbeitet wurden, sind mit angefügt. Jeder
Schüler hat selbst den Text erarbeitet und auch die Gestaltung der Schautafel vorgenommen.
Mit einfachen Mitteln wurde das jeweilige Verbrechen in Form einer Collage dokumentiert.
Herz für Taubstumme
Hermann Gocht wurde 1862 in Zwickau geboren. Er studierte zunächst Theologie und arbeitete viele Jahre als Pfarrer, bevor er
im Jahre 1913
das "Sächsische Taubstummenheim" gründete. Außerdem war er 1925 Mitbegründer des "Reichsverband
der Gehörlosen Deutschlands". Durch sein
Engagement wurde er zu einer angesehenen Persönlichkeit Deutschlands.
Als Hitler 8 Jahre später die Macht ergriff, war Hermann Gocht zunächst sehr erfreut darüber. Jedoch
kämpfte er schon kurze Zeit später mit
aller Macht gegen das Hitler Regime und gegen den Erlass über die "Euthanasie". 1940 lebten 44 gehörlose und taubblinde
Menschen im Heim.
Gocht sollte für jeden seiner Pfleglinge Meldebögen für die T4 Zentrale ausfüllen und nach Berlin schicken.
Mut und Zivilcourage
Als am 30.9.1940 fünf Bewohner seines Heimes in eine andere Anstalt, nach Zschadraß überführt werden
sollten, ahnte Gocht bereits, dass es
sich hierbei nicht um einen normalen Krankentransport handelte. Die Pfleglinge sollten sich einige Tage in Zschadraß
(als Zwischenanstalt)
aufhalten und von dort weiter nach Pirna-Sonnenstein (Vergasungsanstalt) gebracht werden. So sollte die wahre Absicht vertuscht werden.
Um dies zu verhindern, fuhr der damals fast 80-Jährige zuerst nach Zschadraß um seine Heimbewohner zurückzuholen.
Der leitende Arzt Dr. Max
Liebers wies ihn darauf hin, dass er nicht dazu befugt sei die Pfleglinge zu entlassen, so dass Gocht nur einen Tag später ins
Innenministerium nach Dresden fuhr. Dort forderte er energisch die sofortige Rücküberführung nach Zwickau − mit der
Begründung, dass eine
Anstalt für Geisteskranke, die Zschadraß damals war, völlig ungeeignet für Gehörlose sei.
Das "Sächsische Taubstummenheim" hingegen sei das einzige, in dem Gehörlose eine verständnisvolle Aufnahme
fänden. Natürlich kannte Hermann
Gocht die wahren Gründe für die Überführung seiner Heimbewohner − indem er sich jedoch dumm stellte,
rettete er vermutlich ihr Leben, denn
bereits nach 10 Tagen kehrten die 5 nach Zwickau zurück.
Ehrung
Hermann Gocht starb 1959. Ihm zur Ehre wurde das "Sächsische Taubstummenheim" zum "Hermann-Gocht-Haus" umbenannt.
Die eben erwähnten Geschehnisse des Jahres 1940 können heute anhand der Jahresberichte bzw. des viel später
gefundenen Tagebuches des
Hausvater und Freunds Hermann Gochts, Diakon Heinrich Collmeier, nachgewiesen werden.